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In der herrlichen Natur des Salzkammergutes, damals noch recht unberührt und nicht überlaufen, bin ich Ende der 70er Jahre geboren und lebte hier bis ich 19 war. Es waren andere Zeiten, es galt eine andere Geschwindigkeit. Als Wirtshauskind wurde ich früh mit anderen Sichtweisen und Lebenseinstellungen konfrontiert und lernte tolerant und aufgeschlossen zu sein. Meine Nachmittage verbrachte ich am nachbarlichen Bauernhof, in den Wäldern, auf den Wiesen, am See- oder am Flussufer. Die schönsten Schuhe waren umsonst, ging ich ja doch nur damit in den Stall zum frisch geborenen Kalb.

Das natürliche Umfeld hat mich geprägt, und dennoch musste ich nach der Matura raus, in urbane Lebensräume, um erste berufliche Erfahrungen in Linz zu machen. Anschließend gings nach Wien zum Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaften. Schon beim Auszug mit 19 gab ich mir das Versprechen, so bald ich alles was für mich notwendig war erlebt habe wieder in die geliebte Heimat zurückzukehren.

Mein Ausflug dauerte 13 Jahre. Wieder zurück, arbeitete ich lange im Kulturbereich in einem spannenden und abwechslungsreichen Beruf, in einem sehr familiären Umfeld, in dem ich mit meinem Vorgesetzten und den Kolleginnen und Kollegen ein freundschaftliches Verhältnis hatte, und in dem ich mich lange glücklich und zuhause gefühlt hatte. Bis ein neuer Wind aufkam, und mich unsanft und recht überraschend vor die Tür wehte. So weh das tat, und nach diesem Erlebnis brauchte ich lange um wieder aufrecht stehen zu können, aber letztendlich bot sich dadurch die Gelegenheit, meinen Traum zu verfolgen.

Meiner Liebe zur Natur entspringt auch das Interesse an den Kräuterschätzen und deren reichhaltigem Können. In den Jahren nach meiner Rückkehr eroberte ich gemeinsam mit den tierischen Wegbegleitern – Ziggy, Zina und Luise – die Heimat neu und lernte die heimischen Kräuter sozusagen im Vorbeigehen kennen. Immer wieder entdeckte ich neue Pflanzen die es zu recherchieren galt. Meine Bibliothek wuchs, und damit auch das Wissen.

Alle Kräuter aus dem Garten und den umliegenden Feldern und Wäldern wurden gesammelt, getrocknet und zu gschmackigen Mischungen für Freunde und Familie verarbeitet. Auch wenns mal zwickt, greife ich gerne auf die Schätze der Natur zurück und kann auf so manche Kopfwehtablette gerne verzichten. Mit der Entwicklung von Rezepturen für die farbenfrohen Kräutertees habe viele Stunden verbracht, ich habe recherchiert und probiert.

Der Garten wurde umgegraben, ein Gartenbeet beherbergte anfangs neben Kräutern auch ein paar Gemüsesorten. Nach einem Jahr war klar: Gemüse kommt keines mehr rein, Platz für mehr Kräuter muss geschaffen werden, und im Laufe der Jahre wuchs das Kräuterbeet. Es musste doch alles Platz haben!

Mittlerweile haben Kamille und Frauenmantel, Oregano und Johanniskraut, Minze in diversen Sorten und Salbei, Zitronenverbene und Zitronenmelisse ihr ideales Platzerl gefunden. Mein wunderschöner Muskatellersalbei ist jedes Jahr meine ganze Freude, ein Paradebeispiel für eine Pflanze, die in ihrer Ganzheit erfreut, denn sie ist nicht nur ein Heilkraut sondern auch eine wunderschön blühende Blume und eine Bienenweide. Manches, das ich angepflanzt hätte, wurde nichts, manches wiederum hat sich von alleine angesiedelt und manche Kräuter sind von einem Platz zu einem anderen gewandert. Ich schränke meine Kräuter nicht mehr ein in ihr quadratisches Beet, sie dürfen ausbrechen, werden dort gehegt und gepflegt, wo sie sich ansiedeln wollen und wohler fühlen als an dem von mir ausgesuchten Platz. Nicht alle Kräuter fühlen sich wohl in der Erde und im Klima des Salzkammergutes, mein hängender Rosmarin darf Sommer wie Winter am Balkon bleiben.

Doch nicht nur die heimischen Kräuter haben es mir angetan, sondern auch Kräuter aus der ganzen Welt. Es ist ein Erlebnis, durch die mediterrane, von der Sonne aufgeheizte Vegetation des Mittelmeerraumes zu spazieren. Die Düfte und Gerüche ziehen ganz tief in dein Innerstes, auch ohne dass man die Kräuter kennt – heute weiß ich, dass die karge Vegetation der südlichen griechischen Inseln zB hauptsächlich aus Kräutern besteht, den so beliebten Mittelmeerkräutern: Thymian, Salbei, Minze, Oregano, Zistrose…

Ein langer, abenteuerlicher und abwechslungsreicher Weg liegt also hinter – und mit Sicherheit auch noch vor mir. Arbeiten in und mit der Natur und ihren Kostbarkeiten macht mir viel Spaß und erfüllt mich mit einer tiefen Befriedigung. Der Wunsch, das auch zum Beruf zu machen, schwelte schon länger. Ein eigener, kleiner und mit Liebe gestalteter Kräuterladen mit Produkten in bestmöglicher BioQualität – das war mein Traum. Die Idee wurde in den vergangenen Monaten weiterentwickelt, ausgeweitet, verworfen, verflucht und ständig neu erfunden – und nun bin ich hier, Fräulein Holunder wurde geboren!